Mittwoch, 11. September 2013

Der Drache vom Crespeinasee







Auch nach der Pause auf diesem kleinen Crespeinajoch mit Jesuskreuz bleibt die Route einigermaßen eben. Wir durchqueren eine große Mulde zwischen Puezgruppe und Ciampac, in deren Mitte die Oberfläche des Crespeinasees blaugrün leuchtet und die ihn umgebenden Berge spiegelt. 
In ihm soll einmal ein böser Drache gewohnt haben, erzählt man. Wenn er wütend war, habe er so heftig auf das Wasser geschlagen, dass es hohe Wellen und schreckliche Unwetter gab. Wenn er dann über die Puez-Hochebene flog, habe er einen langen bunten Feuerschweif hinter sich hergezogen. Er habe nur Böses über die Menschen in den Tälern gebracht. Deshalb habe man hier Kreuze aufgestellt. Vielleicht auch das, unter dem wir soeben Pause gemacht haben. Jedenfalls habe das geholfen, denn danach sei das Untier nie mehr gesehen worden.
Das Landschaftsbild bleibt faszinierend, ebenfalls die Flora, vor allem, als ich plötzlich Blüten entdecke in einem Blau, das ich noch nicht gesehen habe, ein anderes Blau als das der Glockenblumen, die hier an einigen Stellen wachsen. Es könnte Enzian sein, doch dessen Blütenformen hab ich anders in Erinnerung. Später finde ich heraus, dass es Schneeenzian ist.
Wir folgen noch immer dem Dolomiten Höhenweg Nr. 2 und stehen irgendwann an einem Schild und vor der Frage, ob wir die vierzig Minuten zur Puezhütte dranhängen sollen. Das machen wir jedoch nicht, weil wir uns vorstellen, dass jenseits des Ciampac der Abstieg ins Edelweißtal auch nicht ganz ohne Schwierigkeit sein wird. 

Fotos und Leseprobe aus dem eBook:

Sechs Wanderungen in den Dolomiten 




1 Kommentar: